Suchtberatung beginnt mit Verzeihen

Erstellt von Frerk Hinrichs |

Diakonie-Vorstand spricht beim 40. Jubiläum der Fachstelle Sucht in Wilhelmshaven über die religiöse Dimension von Suchtarbeit

 

Wilhelmshaven, 6.11.2018 – Seit 40 Jahren hilft die Fachstelle Sucht in Wilhelmshaven Betroffenen und ihren Angehörigen. Das feierte die Einrichtung in Trägerschaft des Diakonischen Werkes Friesland-Wilhelmshaven mit einer Andacht und einem Fest im Gemeindehaus der Banter Kirche. Thomas Feld, Theologischer Vorstand des Diakonischen Werkes Oldenburg Land hielt dabei den Festvortrag zum Thema „Religion in der therapeutischen Begleitung suchtkranker Menschen“.

 

Zu Beginn seines Vortrages machte Feld deutlich: „Religiöse Kategorien erklären keine Sucht. Keiner ist süchtig, weil er Sünder ist; keiner suchtkrank, weil er moralisch versagt.“ Auch für religiöse Menschen sei die Sucht eine Krankheit, die eine wissenschaftlich begründete Behandlung bedürfe. Gleichwohl gebe es eine Nähe Suchtkranker Menschen zu religiösen Fragen.

 

Die Sucht sei ein teuflischer Kreislauf, macht Feld deutlich. „Der Trinker, dem der kleine Prinz in Antoine de Saint-ExupérysErzählung begegnet, trinkt, weil er sich schämt und er schämt sich, weil er trinkt, und wird durch sein Trinken seine Scham und die Notwendigkeit des Trinkens vergrößern. Was würde ihm den Ausstieg aus diesem Kreislauf ermöglichen? Eine Berührung vielleicht, vor der seine Scham bedeutungslos würde.“ Doch was kann so sehr berühren? Das Erlebnis unverdienten Angenommenseins, der Tod eines geliebten Menschens oder die Erkenntnis vor einer großen Schuld bewahrt worden zu sein. Es sind ganz unterschiedliche Momente, die Betroffene als Beginn ihres Ausstiegs berichten. Deutlich wird dabei, neben den Gefühlen von Scham und Schuld gibt es Erlebnisse von Verzeihen und angenommen sein – religiös gesprochen Gefühle der Gnade. Darin liegt für den Diakonie-Vorstand der Schlüssel zu einer erfolgreichen Suchtherapie: „Ich bin fest überzeugt, dass jede gelingende Suchttherapie damit beginnen muss, im anderen ein Gefühl davon zu wecken, dass er auf Annahme, Verzeihen, Wertschätzung hoffen und vertrauen kann. Auch da, wo er sich selbst solche Annahme schuldig bleibt. Die christliche Religion nun trägt die Hoffnung, dass der Mensch mehr ist als seine Taten und dass Gottes Liebe jedem Menschen gilt auch dem schuldig gewordenen.“

 

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